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Muggensturm, 10.11.2010

So viel Prozent von der Motivation, täglich frischen Mutes in die Schule zu gehen, ist vom Anfang der Woche noch übrig. Das liegt jetzt weniger an der Schule – im Ernst, ich gehe gerne dort hin. Nur wünsche ich mir meine Ferien zurück. ;)

Begonnen hat diese wunderbare erste Schulwoche nach den (viel zu kurzen) Herbstferien mit einer Gemeinschaftskunde-Arbeit, deren Punkteverteilung auf die Aufgaben mehr als zweifelhaft erschien, und mit der Mathe-Arbeit heute morgen.

Zwei Stunden Quälerei! Normalerweise gibt es ja nach Mathearbeiten diejenigen, die sagen, “Hey, so schlecht fand ich die Arbeit nicht, das wird schon”. Ja, richtig vermutet: Zu denen gehöre ich nicht. Doch auch diese enthusiastischen Zahlenjongleure konnten diesmal kein Lächeln hervorbringen. Unser Kursbester ist, wie auch der ganze restliche Kurs, nicht mal mit allen Aufgaben in der vorgegebenen Zeit (immerhin von 8:35 Uhr bis 10:20 Uhr) fertig geworden. Und das will etwas heißen! Üblicherweise bin auch ich mit den Mathearbeiten bereits eine halbe Stunde vor Ablauf der Zeit fertig – nicht, weil ich so schnell im Rechnen wäre oder mir die Lösungen zufliegen würden, sondern weil ich alle Aufgaben, die ich mit meinem Kenntnisstand Unkenntnisstand lösen konnte, erledigt habe. Doch selbst ich war diesmal bis ganz zum Ende beschäftigt. Einerseits erfreulich, weil die halbe Stunde Däumchendrehen noch nie sehr spannend war, andererseits aber recht beunruhigend, wenn man bedenkt, dass ich nicht mal mit den Aufgaben fertig geworden bin, die ich vielleicht hätte lösen können.

Meine einzige Hoffnung und die meines Kurses besteht nun in der Gnädigkeit des Leerkörpers geliebten Mathelehrers. Da bin ich doch recht zuversichtlich. Schließlich ist er kein Unmensch.

Auch den anderen vier Mathekursen schien es ähnlich zu ergehen – jedenfalls war die Stimmung nach der Arbeit doch recht bedrückend. Einige kamen aus dem Palaver über die Zahlenmystik nicht mehr heraus, andere reagierten schon gereizt, wenn man beim Hausmeister “zwei Schoki” bestellte. So schieden sich die Geister am Umgang mit dieser furchtbar grässlichen Klausur.

Ach, wenn doch alles so leicht wäre wie Musikarbeiten! Der allseits bekannte, schnauzbärtige Musiklehrer H. beispielsweise kündigte (wohl halb im Scherz) seinem vierstündigen Kurs an, bei der Korrektur der Klausuren nach einer sehr fairen und ganz dem Leistungsprinzip entsprechenden Methode vorzugehen: Alle Arbeiten werden anonym korrigiert und benotet, dann wird die Durchschnittsnote errechnet und alle Schüler des Kurses erhalten diese Note. Natürlich wird das nicht so laufen. Naja, jedenfalls hoffe ich das. Aber es zeigt doch recht deutlich auch das Selbstverständnis der Musiklehrerschaft, die die relative Sinnfreiheit ihres Faches nicht mal zu leugnen versucht. (Wobei ich natürlich das Fach Musik nicht in den Dreck ziehen will. Es ist sicher gut, in den musischen Künsten gebildet zu sein. Gebildet oder eben eingebildet genug, zu glauben, das Geplänkel, das wir im Musikunterricht veranstalten, habe tatsächlich eine Auswirkung auf unseren musikalischen Kenntnisstand.)

Am Freitag steht dann (wahrscheinlich, so genau steht das wohl noch nicht fest) auch schon der Sporttheorie-Ankreuztest bevor. Das gehört jetzt eher zu den leichteren Aufgaben. Ein Beispiel aus der letzten derartigen Klausur. Lehrer: “Also, bei den leistungsmindernden Faktoren, da macht ihr jetzt noch einen Kringel mit einem Kreuz dahinter und schreibt ‘Schule’ daneben, dann kriegt ihr einen Bonuspunkt!” Gegen diese Sporttheorie habe ich (außer der entsetzlichen Langeweile, die sie mir bereitet) eigentlich nichts einzuwenden, da ich einen Ankreuztest deutlich besser meistern kann als die drakonischen Anforderungen eines sächselnden Ex-Bundeswehrlers in Sportlehrerkleidung, der uns manchmal für durchtrainierte KSK-Elitesoldaten zu halten scheint, wenn er seine Bewertungsskala anlegt.

Nächsten Montag ist dann die Latein-Übersetzungsklausur dran. Neunzig Minuten von Senecas philosophischen Ausführungen. Äußerung der Lateinlehrerin zum Thema Seneca: “Mal im Ernst, das machen wir jetzt schon seit einem Jahr, und es ist doch einfach immer dasselbe!” Damit hat sie, obwohl ungewollt, den Nagel der Ödnis auf den Kopf getroffen. Dabei ist das Zeug noch nicht einmal einfach zu übersetzen.

Aber ich will mich nicht beklagen. Schließlich rückt mit jeder Klausur das Abitur näher. Das mag zwar auf den ersten Blick erschreckend erscheinen, aber wenn man bedenkt, dass es nach den paar Abiklausuren dann auch endgültig rum ist (jedenfalls größtenteils) und man schon den süßen Geschmack der Freiheit auf der Zunge schmecken kann, ist das Ganze doch gar nicht so schlimm. Also: Kopf hoch und auf ins Gefecht! Mit der Unterstützung unserer sadistisch anmutenden kompetenten und zuverlässigen Lehrer werden wir das schon packen. Tschaka!

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