Schtonk!

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Muggensturm, 21.11.2010

Den heutigen Blogeintrag – ja, ich weiß, ich hätte auch zwischendurch mal etwas schreiben können – will ich dazu nutzen, ein wenig über Demokratie zu sprechen.

Demokratie, das kommt aus dem Griechischen, genauer von “demos” (das Volk) und “kratein” (herrschen). Wörtlich heißt es also Volksherrschaft. So weit wissen die meisten auch noch Bescheid. Ich will mich hier nun einmal auf die direkte Demokratie beschränken: In ihr trifft das Volk die Entscheidungen direkt, also ohne die Entscheidungsgewalt auf Zeit oder für bestimmte Entscheidungen an Repräsentanten abzugeben (das wäre dann eine repräsentative Demokratie). Wichtig sind für diese direkte Demokratie zwei Prinzipien: Erstens, die Entscheidungen werden vom ganzen Volk per Mehrheitsbeschluss getroffen, und zweitens, getroffene Entscheidungen müssen akzeptiert werden, und zwar auch von denen, die vielleicht für eine andere Option gestimmt haben. Ohne diese zwei Prinzipien kann die Demokratie nicht funktionieren.

In unserem Staat wird Demokratie an vielen Orten umgesetzt. Nicht nur in der Politik selbst, auch in den politischen Parteien, in Vereinen, Organisationen und Gruppierungen wird auf die Umsetzung von Demokratie geachtet, weil sie – zumindest in unseren Breiten, und das auch nicht zu Unrecht – als die beste (verfügbare) Herrschaftsform gilt. So soll natürlich auch in der Schule Demokratie umgesetzt werden, jedenfalls da, wo die Schüler selbst Entscheidungen treffen müssen (also nicht bei der Auswahl der Klassenarbeitstermine oder der mündlichen Noten, das wird aus gutem Grund von oben geregelt). Die Schüler wählen selbst ihre Klassen-, Kurs- und Schulsprecher, die sie in der Schülermitverantwortung (ja, so heißt das: SMV) vertreten. In der 13. Klasse müssen die Schüler ebenfalls einige Entscheidungen treffen: Zum Beispiel, wie das Abimotto lauten soll.

Nun können auch in einer direkten Demokratie Amtsträger bestimmt werden, die die getroffenen Entscheidungen des Volkes umsetzen. Sie sind an die Entscheidungen dieses Volkes (in dem Fall ist das Volk die Stufe 13) gebunden und sind nicht befugt, aus eigener Machtvollkommenheit heraus an diesen Voten etwas zu ändern. Das Abimotto muss demokratisch bestimmt werden, um einerseits der Ideenvielfalt freien Lauf zu lassen, die 125 Menschen entwickeln können, und andererseits, um sicherzustellen, dass am Ende niemand Einspruch gegen das gewählte Abimotto einlegen kann. Denn wie schon gesagt: Eine getroffene demokratische Entscheidung muss von allen akzeptiert werden, ohne Widerspruch. Das gehört dazu.

Sobald aber die Amtsträger, die jetzt im Falle der Bestimmung des Abimottos noch nicht einmal eine demokratische Legitimation besitzen, Korrekturen nach eigenem Gusto vornehmen, ist diese Rechtssicherheit nicht mehr gegeben: Was gilt die Entscheidung schon noch, wenn einige wenige daran herumgedreht haben?

In einer Demokratie ist es genausowenig in Ordnung, so lange über eine Sache abzustimmen, bis das Ergebnis herauskommt, das sich die eingesetzten Amtsträger wünschen. Es wird einmal abgestimmt, und was dabei herauskommt, ist bindend.

Richtig und demokratisch wäre also bei der Bestimmung des Abimottos das folgende Prozedere:

  1. Das Volk (= die Stufe) reicht bei den Amtsträgern (= der Abimotto-Gruppe) beliebig viele Vorschläge für ein Abimotto ein. Alle Vorschläge, und seien sie auch noch so offensichtlich ungeeignet, finden dabei Berücksichtigung.
  2. Die Liste der eingereichten Vorschläge werden der Schuldirektion zur Genehmigung vorgelegt, denn selbstverständlich hat diese im Sinne einer angemessenen Außenrepräsentation der Schule ein Mitspracherecht und kann sich vorbehalten, einzelne Vorschläge zu streichen. Ist das geschehen, bleibt die Liste der zulässigen Vorschläge übrig.
  3. Jetzt muss das Abimotto bestimmt werden. Möglich ist dabei die folgende Vorgehensweise: In einer ersten Abstimmung hat jeder so viele Stimmen, wie er möchte. Die zehn Vorschläge mit den meisten Stimmen werden herausgeschrieben. Es folgt eine zweite Abstimmung, in der jeder noch zwei Stimmen hat, um seine Favoriten zu bestimmen. Übrig bleiben die fünf (oder drei) Vorschläge mit den meisten Stimmen. Dann gibt es eine weitere Abstimmung, eine Stichwahl zwischen diesen fünf (drei) Vorschlägen, bei der jeder nur noch eine Stimme hat. Und was dabei die meisten Stimmen bekommt, ist das Abimotto.

Bei dieser Vorgehensweise wäre sichergestellt, dass a) niemandem Manipulation des Ergebnisses vorgeworfen werden kann und b) das Ergebnis auch von allen akzeptiert wird (oder werden muss).

Jede andere gewählte Vorgehensweise, z.B. eine Vorauswahl der Amtsträger (= Abimotto-Gruppe), sorgt nur für eines: Streit und Frust. Und genau das ist auch passiert, und bisher ist keine Besserung in Sicht. Es kann aber nicht sein, dass einzelne Vorschläge gestrichen oder Abstimmungen wiederholt werden, weil der winzig kleinen und nicht repräsentativen, nicht gewählten Abimotto-Gruppe das von der ganzen Stufe bestimmte Motto nicht passt. Das ist undemokratisch und somit nicht zulässig.

Liebe Abimotto-Gruppe: Wir haben nicht mehr ewig Zeit! Wärt Ihr von Anfang an demokratisch vorgegangen, dann hätten wir schon seit Wochen ein Abimotto. Stattdessen gibt es jetzt Grüppchenbildung und Geklüngel, das nicht zielführend ist.

Auffallend ist, dass diese Abstimmungswiederholungen und Ergebniskorrekturen nicht zum ersten Mal auftreten. Ein anderes Beispiel stammt aus meiner zehnten Klasse, als das Ziel der Klassenfahrt bestimmt werden sollte. Auch da übten einige Schüler(innen) Druck aus, um eine Wiederholung der Abstimmung mit anderen Wahlmöglichkeiten zu erzwingen, und sie haben es auch geschafft. Die Frage ist allerdings: Wie sollen Schüler zu mündigen Staatsbürgern erzogen werden, die hinter der Demokratie stehen, wenn ebendiese Demokratie schon in der Schule derart verkrüppelt und hintergangen wird?

Ich sage: Schluss mit Nachkorrekturen, Schluss mit Änderungen nach dem Gusto einiger weniger! All das schädigt nur den Zusammenhalt in unserer Stufe und versaut uns damit unsere schöne Erinnerung an die Schulzeit.

Ach, und wer den Titel dieses Eintrags noch nicht verstanden hat, kriegt zum Schluss noch ein Video zum Lachen ;-).

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